Gemeinde
Schwarme

Chronik

„Ein kleiner Marsch durch die Geschichte“

 

 

Am 18. Januar 1871 erfolgte die Gründung des Deutschen Reiches und Wilhelm I., König von Preußen wurde im Spiegelsaal von Versailles zum Kaiser der Deutschen ausgerufen. Übrigens in einer sehr preußisch nüchternen und wenig pompösen Zeremonie.

 

Das war das Finale des Deutsch-Französischen Krieges in dem zum ersten Male in der Geschichte alle deutschen Lande gemeinsam kämpften.

 

Eine unbeschreibliche Euphorie erfasste Deutschland – das nun zum ersten Mal auch so hieß und nicht mehr Preußen, Baden, Schaumburg, Bayern und so weiter.

 

Wer den Fall der Mauer 1989 miterlebt hat, kann die Euphorie vielleicht ein wenig nachvollziehen.

 

In dieser Euphorie, gemischt mit den gemeinsamen Erfahrungen als Soldaten und Kameraden entschlossen sich einige Schwarmer im Herbst 1871 dazu, einen Verein zu gründen um diese Kameradschaft weiterführen zu können.

 

Im Jahre 1872 fand dann die Gründungsversammlung statt und der erste Vorsitzende des Vereins wurde der Soldat August Busch. In diesem Jahr erfolgte auch die Vereinseintragung bei Gericht.

 

1877 Anschaffung der Vereinsfahne – noch immer gut erhalten in Gebrauch -eine große Fahnenweihe fand statt. Hier ist in der Schwarmer Chronik ein kleiner Fehler, dort steht drin das der Verein 1877 gegründet wurde.

 

1888 wird das 1. Schützenfest - das bis zur Gründung des Schützenvereins 1922 allein von der K.u.Sk ausgerichtet wird – am 3./4. Juni veranstaltet. Geschossen wurde in der Schwarmer Forst.

 

1891 das 1. Schützenfest im Krähenkamp, vereinseigener Platz von Niebuhr gepachtet, im Zelt mit Buden und Karussell! Der Verein hat jetzt schon 60 Mitglieder.

Bis zur Gründung des Schützenvereins 1922 richtet der Kriegerverein, wie er allgemein genannt wird, das jährliche Schützenfest aus. Ab 1923 scheinen sich die Vereine bei der Organisation und Durchführung zusammenzutun. Hier sind die Einträge etwas unklar.

 

1896 wird eine geschnitzte eicherne Gedenktafel der Gefallenen von 1866 (dem Preußisch – Hannoverschen Kriegs) und 1870/71 vom Verein in der Kirche aufgehängt, wo sie bis zur Renovierung 1961 auch verbleibt.

 

1910 Einführung eines Kassenbuches durch Kassierer Dietrich Winkelmann. Welches heute noch existent und gut erhalten ist! 155 Mitglieder.

 

1914 findet noch ein großes Schützenfest statt, dann beginnt der Krieg.

 

1915 – 1918 wird weiterhin Beitrag gesammelt, doch aufgrund der schwindenden Mitgliederzahl durch den 1. Weltkrieg ist später ein Defizit von 5,67 RM und der Verein hatte nur noch 55 Mitglieder.

 

1919 findet erstmals wieder ein Schützenfest am 15. Juni statt – es traten auf einen Schlag 50 Mitglieder ein.

 

Dez. 1919 wird der Bau des Kriegerdenkmals in Auftrag gegeben um den gefallenen des schrecklichen „Großen Krieges“ zu gedenken. Vom ersten Weltkrieg sprach man noch nicht.

 

1921 Einweihung des Kriegerdenkmals mit reger Beteiligung des Dorfes.

 

1923 Die große Inflation: Der Beitrag beträgt 1.000 RM, die Einnahmen betrugen 1 060 953 RM dazu die Ausgaben 1 154 277 RM. Es fand auch kein Fest statt!

 

1924 Anfang wieder bei Null. Der Beitrag liegt jetzt bei 3 Rentenmark.

 

1926 Der Schießstand im Krähenkamp wird errichtet. Die erhaltenen Originalunterlagen sind neben dem Kassenbuch die ältesten Dokumente des Vereins!

 

28.07.1928 Kreiskriegerverbandsfest mit 35 Vereinen und 3000 Menschen. Zu dem Zeitpunkt ist Lehrer Bliefernicht 1. Vorsitzender. 3000 Menschen – die meisten zu Fuß oder mit Pferd und Wagen gekommen!

 

20er – 30er Lüdeke Falldorf hat in den 30er Jahren und während des 2. Weltkrieges den Vorsitz.

In den 20 er u.30er Jahren wurde jedes Jahr ein „Kriegerball“ zu Ehren des Geburstages des Kaisers ausgerichtet. Dafür musste bereits eine Vergnügungssteuer gezahlt werden.

Der Verein hatte zu dieser Zeit einen Leichenwagen für den auch Einnahmen zu verzeichnen sind.

Der Schützenverein zahlte jedes Jahr die Hälfte der Platzmiete (15RM) an den Kriegerverein für die gemeinsame Nutzung.

 

1938 fand noch ein Schützenfest statt, dann kam ein Jahr später der 2. Weltkrieg.

Während der Kriegsjahre fanden keine Feiern statt, dafür jede Menge Beerdigungen und Unterstützungen für die Hinterbliebenen (so aus dem Kassenbuch zu erlesen).

Eine weitere Vertiefung des Themas Braune Herrschaft und Krieg möchte ich an dieser Stelle nicht vornehmen.

 

Ab 1945 wird jegliche Vereinsaktivität von der Britischen Besatzungsmacht untersagt. Der Verein hatte 178 Mitglieder im Krieg verloren!

Interessanter Weise fehlt im Kassenbuch die Seite von 1945!

 

1953 Durch die Erlaubnis der Besatzungsmacht darf der Verein ab 15.03.1953 seine Aktivitäten wieder aufnehmen. 1. Vorsitzender ist der Lehrer Heinrich Blume. Zunächst heißt der Verein allerdings Kyffhäusergemeinschaft, da den Briten die Wörter „Krieger“ und „Kameraden“ im Vereinsnamen nicht geheuer sind. Der Verein startet mit 112 Mitgliedern. Lüdeke Falldorf bleibt Ehrenvorsitzender. Die alte Fahne, die ein Kamerad über die Jahre verwahrt hatte, wird repariert.

 

Ab 1954 werden die 3 Erntefeste von der Dorfmitte, An der Heide und Spraken im Dorf zu einem großen Erntefest im Krähenkamp zusammengeführt unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Heinrich Blume. Der Umzug mit 14 Wagen und den Männergesangsvereinen „Heide“ und „Eintracht“ wurde von ihm hoch zu Ross angeführt. Damals ist auch die Schule schon mit Blumenstocklaufen und Laternenumzug abends in den Umzug mit eingebunden. Das Erntefest wird nun reihum jedes Jahr von einem der Wirte im Dorf mit ausgerichtet.

 

1955 erste Bestrebungen für Schießstand – Neubau, es wurden Mitglieder ernannt, die an den Vorbesprechungen in Zusammenarbeit mit dem Schützenverein teilnehmen (O-Ton JHV - Protokoll aus 1955) Danach fehlen in den folgenden Jahren leider die Protokolle bis 1960.

Außerdem dürfen enge Angehörige als förderndes Mitglied eintreten, auch wenn sie nicht „gedient“ haben. Sie sind aber nicht stimmberechtigt, haben bei Festivitäten dieselben Vergünstigungen.

 

1956 und 1957 erfolgten Sonderzahlungen für den Schießstand.

 

1959 Nach einigen Jahren der Planung vom Kriegerverein: Erweiterung des Ehrenmals zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges um die vorgelagerten Tafeln mit den Gefallenen des 2. Weltkrieges – welches in die Obhut der Gemeinde gegeben wird.

 

1960 Hier werden die hohen Ausgaben von 4760,- DM Ausgaben für die Erweiterung des Ehrenmals im Kassenbuch aufgeführt.

 

1961 Renovierung der Kirche – die Ehrentafel wird abgenommen und hängt fortan im Vereinslokal.

 

1969 wird auf der JHV beschlossen, die JHV künftig nicht mehr am Neujahrstag zu machen, sondern am 1. Sonnabend im Januar. Des Weiteren war es bei den JHV´s Sitte sie mit einen Fass Bier und einigen Stunden gemütlichen Beisammenseins zu beenden. Daran hat sich bis heute nicht wirklich was geändert.

 

1971 100-jähriges Jubiläum mit Verbandsfest und Parade mit dem befreundeten 2.Pionierbatallions aus Barme, Anschaffung des Anschütz - KK -Gewehres.                                                           

 

1975 Umbenennung des Vereins wieder in Krieger –und Soldatenkameradschaft e.V.

 

1980 Fahnenweihe der neuen Fahne. Heute auch die kleine oder die schwarze Fahne genannt.

 

1982 Bernhard Wunram wird zum 1. Vorsitzenden gewählt – er sollte es für 26 Jahre bleiben!

 

1983 bezahlt der Festwirt schon 500,- DM für die Ausrichtung des Erntefestes, die Schießstandmiete beträgt 600,- DM

 

1986 erste Anregungen zur Gründung einer Damenmannschaft – wird mit Mehrheit auf der JHV 1987 abgelehnt!

 

1992 K.u.SK beteiligt sich an der Befestigung des Festplatzes und der Beleuchtung der Waldstraße sowie den Kanalarbeiten.

Trotz aller Bemühungen und aufgrund der Wiedervereinigung kann die Partnerschaft mit dem Pionierbatallion nicht aufrechterhalten werden. Die Kaserne Barme wird nach und nach leer und eine neue Partnerschaft konnte bis heute nicht wieder aufgebaut werden.

 

1995 Die Satzung wird so hingehend geändert, dass Mitglieder auch ohne Bundeswehrdienst eintreten können.  Ebenso dürfen ab da Damen eintreten, die Satzung lässt es jetzt zu.

Folgerichtig kommt die Gründung der Damenriege.

 

1997 Renovierung und Restaurierung des Kriegerdenkmals mit zahlreichen Spenden und Unterstützung der Gemeinde und der Jagdgenossenschaft.

Ebenso wird die alte Fahne restauriert und erneut geweiht durch Major Udo Marx (des 2. Pionierbatallions Barme) der dafür extra aus dem neuen Standort des Batallions anreiste.

125jähriges Vereinsjubiläum, Bürgermeister Bernhard Wunram ist 1. Vorsitzender, es wurde eine Festschrift verfasst und verkauft.

 

2009 Das alte Kassenbuch hat nach fast 100 Jahren „ausgedient“ – es wird Digital unter dem amtierenden Kassenwart Klaus Masemann weitergeführt.

 

2013 wegen Differenzen mit dem 1. Vorsitzenden Heiko Tecklenborg findet die erste außerordentliche Generalversammlung des Vereins statt, wo der jetzige 1. Vorsitzende Klaus Masemann gewählt wird.

Der Umbau des Schießstandes mit Beteiligung des K.u.SK beginnt- welcher bis heute noch nicht fertiggestellt ist. Unter anderem soll von beiden Vereinen eine elektronische Schießanlage angeschafft werden und der KK-Stand soll neu erstehen. Während der ganzen Zeit schießt der Verein im Schießstand Süstedt bei der befreundeten Schießsportkameradschaft Süstedt.

 

2014 Die K.u.SK beteiligt sich maßgeblich mit an der 800- Jahr- Feier des Dorfes 82 Wagen und Fußgruppen nehmen daran teil.

 

2016 erstmals seit 1997 wieder Ausrichtung eines Verbandsfestes in Schwarme

 

2020 und 2021 die Corona – Pandemie hält die Welt im Griff, so dass auch im Verein fast alle Aktivitäten brachliegen.

 

2022 Der Verein ist 150 Jahr. Es findet endlich wieder ein Erntefest statt! Das Jubiläum wird mit einem Kommersabend und einem großen Verbands – und Jubiläumsfest gefeiert. Klaus Masemann ist 1. Vorsitzender.

 

 

Gegenwart/ Erntefest

 

Seit wir 1953 das gesamt-Schwarmer Erntefest übernahmen wurde es mehr und mehr zum Zentrum unseres Vereinslebens!

 

Interessant dabei ist, das viele Schwarmer gar nicht wissen das wir die Ausrichter sind…

 

Nichts desto trotz ist das Schwarmer Erntefest ein echtes und wirkliches Dorffest geworden. Es beteiligen sich die Ortsteile, Vereine, Gruppen, Nachbarschaften, Cliquen usw. und natürlich – und da sind wir stolz drauf, auch die Kirche, die Grundschule und die Kindergärten.

 

Eine so hohe Akzeptanz im Ort, das ist schon was.

 

Es gab Änderungen im Ablauf, so weiß ich noch gut, dass das Erntefest früher am Sonntag und Montag stattfand. Am Sonntag der große Umzug und am Montag das Stocklaufen und anschließende Sportveranstaltungen nebst Tanzvorführungen der Schulkinder. Montag war auch der Schwarmer Muttertag – die Männer waren arbeiten und die Mütter kümmerten sich um die Kinder. Was damals hieß, wir butscherten herum und die Mamas feierten!

 

Aber dadurch das immer mehr Frauen in den Beruf gingen und immer weniger Männer im Ort arbeiteten wurde das Stocklaufen auf den Samstag verlegt.

 

Wir haben die Hoffnung ab 2023 wieder ein Stocklaufen durchführen zu können.

 

Und immer hier im schönen Krähenkamp!

 

Den unsere Gemeinde in weiser Voraussicht von Niebuhr gekauft hat um den Vereinen einen sicheren Festplatz zu bieten. Wenn das nicht geschieht – dann geschieht so etwas wie in Martfeld. Plötzlich ist der Festplatz weg und das Erntefest auch!

 

Wir propagieren dieses Jahr, das wir das 120. Erntefest feiern – um der Wahrheit Genüge zu tun – so genau wissen wir es nicht! Die Quellenlage der separaten Erntefeste vor 1954 ist gelinde gesagt - schwierig. Also haben wir gelesen, quergedacht und über den Daumen gepeilt – und festgestellt: Das könnte passen!

 

Uns ist wichtiger den Schwarmern zu zeigen wie lang es das Erntefest schon gibt und auch einen Stand zu haben nach dem man sich in Zukunft für Jubiläen richten kann. Sollte sich die Quellenlage ändern – kein Problem, dann passen wir alles an!

 

Vielleicht wurde ja schon vor 500 Jahren im Rahmen des kirchlichen Erntedankfestes eine Art Erntefest gefeiert – wer weiß?

 

Die Pflege der dörflichen Gemeinschaft steht bei uns ganz oben auf der Liste – wir sind im Tandem organisiert und nehmen unter anderem am Dorfpokalschiessen sowie dem Weihnachtsmarkt teil. Letzteres stets mit unseren gebratenen Champignons.

 

Das Dorf und der Tandem weiß was es an uns hat und so lange ich dem Verein vorstehe bleibt das auf alle Fälle so!

 

Mit dem Schützenverein renovieren wir den Schießstand und hoffen hier bald wieder schießen zu können.

 

Mit unseren Mitgliedern hoffen wir „nach Corona“ wieder Tagesfahrten und andere Veranstaltungen machen zu können, so wir das gemeinsame Grillen dieses Jahr.

 

Wir sind da und wir sind ein verlässlicher Partner - mehr will ich zu dem Thema gar nicht sagen.

 

 

Zukunft

 

Wir vom Vorstand arbeiten seit Jahren an der Zukunftsfähigkeit des Vereins. Wir sind erheblich Weltoffener als noch vor 30 Jahren und haben keine Beschränkungen mehr wer eintreten darf und wer nicht. Die Kasse und das Protokollwesen sind digitalisiert und auf der JHV gibt es eine Power Point zu sehen. Allein die Mitgliederbriefe gehen wie zu Kaisers Zeiten in Papierform auf den Weg.

 

Doch wie in allen Vereinen haben wir ein Nachwuchsproblem, dem nur schwer beizukommen ist.

 

An dieser Stelle sei gesagt nur eine arbeitsfähige Krieger- und Soldatenkameradschaft ist eine Erntefest-durchführende Krieger- und Soldatenkameradschaft!

 

Ich wage zu bezweifeln das ein anderer Verein in die Bresche springen kann, wenn wir eines Tages die Durchführung nicht mehr bewerkstelligen können.

 

Daher an dieser Stelle mein ganz ungenierter Aufruf: Tretet bei uns ein!

 

Tretet auch gerne als förderndes Mitglied bei uns ein um mit dem Beitrag einfach nur das Erntefest zu unterstützen. Es ist auf alle Fälle eine gute Investition.